„Soll ich wirklich die Gefahr auf mich nehmen, meinen Job aufzugeben?“ Oftmals sind wir zwar unzufrieden mit unserer Tätigkeit, scheuen aber davor zurück, das Bekannte – wenn auch ungeliebte – zugunsten des Neuen, Unbekannten aufzugeben.

Ein Berufswechsel kann eine beängstigende Aufgabe sein, ist aber auch eine große Chance: Nach einiger Zeit im Beruf wissen wir besser, was unsere Interessen sind. Das gibt uns die Möglichkeit, im neuen Job besser unserer Leidenschaft nachgehen und eine größere Erfüllung in unserer Arbeit zu finden. Der Sprung in eine neue Karriere kann also eine aufregende und lohnende Reise sein.

Als Life Coach mit viel Berufs- und Lebenserfahrung habe ich schon einigen Klienten geholfen, ihre berufliche Laufbahn erfolgreich zu meistern. In diesem Beitrag stelle ich einige der wichtigsten Strategien für einen Karrierewechsel vor, um den Übergang so reibungslos und erfolgreich wie möglich zu gestalten.

1. Nachforschungen anstellen

Vor jedem Jobwechsel ist es wichtig, seine Hausaufgaben zu machen. Wir müssen uns Gedanken über einige grundlegende Dinge machen, bevor wir uns auf die Jobangebote stürzen: Zunächst sollte die Branche definiert werden, an der wir interessiert sind, sowie die spezifischen Aufgaben, die Inhalt unserer gesuchten Tätigkeit sein sollten.

Noch ein kleiner Abgleich: Passen unsere Fähigkeiten und Berufserfahrungen zu unseren Wünschen? Falls nicht, sollte an dieser Stelle genauer überlegt werden! Denn grundsätzlich ist es zwar ein schönes Ziel, zum Beispiel vom Posten des Sachbearbeiters im Farbgroßhandel in den Verkaufsaußendienst eines Surfboard-Herstellers zu wechseln – ist es aber realistisch, dort auch eingestellt zu werden? Die Überprüfung kann man mit der Zieldefinition „SMART“ (Spezifisch – Messbar – Attraktiv – Realisitsch – Terminiert) durchführen.

Erst dann suchen wir nach Stellenbeschreibungen und den von den Arbeitgebern hierfür gewünschten Qualifikationen. Gibt es Fähigkeiten und Erfahrungen, die eventuell noch erworben werden müssen? Sehr viel bringen auch Informationsgespräche, um mehr über den gewünschten Bereich zu erfahren – außerdem lernt man durch diese Gespräche häufig die Entscheider in den Unternehmen kennen und kann frühzeitig erfahren, ob man als Zielperson überhaupt infrage kommt.

Weiterhin sollten wir versuchen, so viel wie möglich über die Kultur und die Werte unserer Zielbranche und der infrage kommenden Unternehmen zu erfahren. So können wir besser einschätzen, ob der neue Karriereweg zu uns und zu unseren Zielen passt.

2. Netzwerke bilden

Networking ist der Schlüssel zu jedem erfolgreichen Jobwechsel. Zum Beispiel kann uns der Kontakt zu Fachleuten der Wunschbranche einen großen Schritt weiterbringen, zum Beispiel durch Gespräche über unseren Karriereweg und den Austausch von Erfahrungen. Eine gute Möglichkeit ist es auch, an Branchenveranstaltungen teilzunehmen, in Online-Gruppen und -Foren aktiv zu werden, und Kontakte auf LinkedIn zu knüpfen.

So bauen wir Beziehungen auf und erhalten wichtige Verbindungen in unserer Zielbranche. Gutes Networking gibt uns übrigens häufig auch die Möglichkeit, über offene Stellen zu erfahren, BEVOR sie ausgeschrieben werden.

3. Die eigenen Fähigkeiten herausarbeiten

Eine erfolgreiche Bewerbung setzt voraus, dass man in der Lage ist, dem neuen Arbeitgeber seine Fähigkeiten und Erfahrungen darzustellen und ihn davon zu überzeugen, dass man diese gewinnbringend auf die neue Aufgabe übertragen kann. Auch wenn wir manchmal keine direkte Erfahrung in der neuen Branche haben, verfügen wir aber mit großer Wahrscheinlichkeit über wichtige Fähigkeiten und Kenntnisse, die wir nutzen – und im Gespräch darstellen – können. Das sollte jedoch geübt werden! Die wenigsten Menschen schaffen es, sich aus dem Stehgreif perfekt darzustellen.

4. Lebenslauf und Anschreiben anpassen

Es ist wichtig, seinen Lebenslauf und das Anschreiben auf jede einzelne Stelle (und die Zielbranche) abstimmen, auf man sich bewirbt. Alle wesentlichen, für den Job relevanten Fähigkeiten und Erfahrungen müssen im Gesamtzusammenhang dargestellt werden. Dabei sollten branchenspezifische Formulierungen verwendet sowie wichtige Kenntnisse und das Verständnis für das jeweilige Gebiet demonstriert werden. Wenn möglich, sollte jemand aus der Branche den Lebenslauf und das Anschreiben überprüfen, um sicherzustellen, dass alles passt.

Wichtig ist auch eine gute Vorbereitung des Vorstellungsgesprächs: Was sind die Gründe für den Berufswechsel? Wie lassen sich unsere Fähigkeiten und Erfahrungen auf die neue Aufgabe übertragen? Welche Fähigkeiten sind übertragbar? Welche Erfahrungen haben wir vorzuweisen, gibt es ehrenamtliche Tätigkeiten, freiberufliche Arbeit und/oder persönliche Projekte, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollten?

5. Den Jobwechsel vorbereiten

Es ist wenig hilfreich, „einfach mal loszulegen“ und den Jobwechsel mit der Kündigung ohne jede weitere Überlegung zu starten. Wesentlich zielführender und strukturierter ist es, wenn man einen detaillierten Plan aufbaut: Zunächst legen wir einen Zeitplan für den Wechsel fest. Wann werden wir unsere derzeitige Stelle aufgeben (Kündigungsfrist!)? Wie werden wir uns während des Übergangs selbst versorgen (Arbeitslosengeld? Ersparnisse?)? Hilfreich kann es auch sein, ein Budget zu planen. Wieviele Bewerbungen pro Tag / pro Woche schicke ich raus? Es kann sein, dass man 100 oder mehr Bewerbungen versenden muss – davon dürfen wir uns allerdings nicht nervös machen lassen!

Auch wenn wir in unserem aktuellen Beruf bereits jahrelange Erfahrung gesammelt haben, kann es sein, dass wir eine niedrigere Position in unserem angestrebten neuen Beruf annehmen müssen, um neue, erforderliche Erfahrungen und Fähigkeiten zu erwerben. Meine Empfehlung ist, hier ganz geduldig und beharrlich zu bleiben und behalten das langfristige Ziel im Auge zu behalten. Möglicherweise muss auch in eine Weiterbildung investiert werden, um die erforderlichen Abschlüsse für die neue Aufgabe zu erwerben.

6. Eine Berufseinschätzung durchführen

Wenn es uns wirklich ernst ist mit einem erfolgreichen Berufswechsel, sollten wir unsere natürlichen Fähigkeiten und Talente kennen. Auch ein sogenanntes „Persönlichkeits-Profiling“ bringt uns wichtige Aufschlüsse über uns, unsere Art, unser Denken und unsere Ziele. Je mehr wir über uns selbst wissen, desto besser können wir fundierte Entscheidungen über unsere berufliche Laufbahn treffen. Wir erhalten ein klareres Bild davon, welche Art von Karriere unseren Stärken und Interessen entspricht.

Das Einzige, was zwischen uns und unserer Traumkarriere steht, ist der Mut, endlich loszulegen. Was hindert uns also daran, den Vertrauensvorschuss zu wagen und den ersten Schritt tun?